Impostor – sich durch falsche Bescheidenheit selbst im Weg stehen

Bitte kein Lob! Sind Sie ein „Impostor“?

Ein „Impostor“ kann sich durch falsche Bescheidenheit selbst im Weg stehen. Kkennen Sie das auch? Viele Menschen haben sie schon durchlebt: Selbstzweifel. Beim sogenannten Impostor-Syndrom, das auch als Hochstapler-Syndrom bekannt ist, haben die Betroffenen jedoch derart stark ausgeprägte Selbstzweifel, dass  sie sich damit selbst im Weg stehen. Sie haben permanent Angst davor, dass andere ihre vermeintliche Inkompetenz aufdecken und sie als Hochstapler enttarnen.

Bitte kein Lob! Sind Sie ein Tiefstapler?

Trotz anhaltender Erfolge glauben die Betroffenen oftmals, dass ihre Erfolge nicht ihren Kompetenzen und Können zuzuschreiben sind und sie den Erfolg nicht verdienen. Ihre Erfolge führen sie vielmehr auf glückliche Fügungen oder Beziehungen zurück zu oder interpretieren ihren Erfolg als das Ergebnis einer gelungenen Täuschung anderer hinsichtlich des eigenen Beitrags zum Erfolg. Sich selbst den Erfolg zuzuschreiben oder ein Lob für ihre Leitungen anzunehmen fällt ihnen entsprechend schwer.

Tiefstapler-Selbstkonzept beschreibt es besser

Der Begriff „Impostor-Syndrom“ ist dabei jedoch irreführend. Menschen, die mit diesem Selbstkonzept leben, sind ja gerade keine Hochstapler, sondern im Prinzip das genaue Gegenteil davon. Sie glauben, trotz einer objektiv vorhandenen und beachtlichen Leistungsbilanz andere zu täuschen. Hinzu kommt, dass ein Syndrom ein medizinisches Krankheitsbild beschreibt. Das ist bei diesen Menschen deswegen unzutreffend, weil es sich eher um ein Persönlichkeitsmerkmal handelt. Eigentlich müsste die Bezeichnung daher „Tiefstapler-Selbstkonzept“ lauten, wie Sonja Rohrmann, Professorin für Differentielle Psychologie und Psychologische Diagnostik anmerkt (FAZ, 07.12.2021: Impostor-Syndrom: Wenn man sich niemals gut genug fühlt).

Inwieweit Sie hiervon auch betroffen sein könnten, erfahren Sie hier:

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Impostor - Sind Sie ein Tiefstapler?

Disclaimer

Die Fragen dieses Impostor-Schnelltest beruhen auf einer freien Übersetzung des Inventars zur Bewertung des klinischen Konzepts des Impostor-Syndroms (Clance, P.R. (1985). Es ist auch als Impostor-Phänomen, Betrugssyndrom, Impostor-Erfahrung oder Impostorismus bekannt. Der Test wurde entwickelt, um Individuen eine Einschätzung darüber zu vermitteln, ob in welchem Ausmaß sie an dem Impostor-Syndrom leiden.

Bitte beachten Sie, dass kostenlose Online-Tests wie dieser lediglich Näherungsversuche sind und keine genaue Einschätzung Ihres potenziellen Verhaltensmusters liefern können. Daher ist der Test nur für Informationszwecke gedacht. Eine definitive Beurteilung der psychischen Gesundheit kann nur von einem qualifizierten Psychologen durchgeführt werden.

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1. Wenn ich eine Belohnung oder Beförderung erhalte, berichte ich anderen erst dann davon, wenn die Beförderung oder Belohnung unumkehrbar ist.

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2. Ich bezweifle oft ein Projekt oder eine Aufgabe erfolgreich erledigen zu können, obwohl andere davon überzeugt sind, dass ich die Aufgabe gut lösen werde.

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3. Ich vergleiche mich oft mit meinem Umfeld und denke, das die Anderen intelligenter sind als ich.

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4. Wenn ich für etwas sehr gelobt werden, dann tendiere ich dazu die Wichtigkeit meines Beitrags herabzuwürdigen.

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5. Wenn ich etwas gut gemacht habe und dafür Anerkennung erhalte, habe ich Zweifel, dass ich diesen Erfolg wiederholen kann.

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6. Ich habe oft Angst davor, bei neuen Aufgaben zu versagen, obwohl ich meine Aufgaben in der Regel gut erledige.

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7. Manchmal befürchte ich, dass die anderen entdecken könnten, wie wenig Wissen oder Fähigkeiten ich tatsächlich habe.

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8. Ich bin manchmal mit dem Erreichten unzufrieden und denke, dass ich viel mehr hätte erreichen sollen.

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9. Manchmal habe ich das Gefühl, das mein Erfolg nur das Ergebnis von Glück ist.

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10. Es fällt mir schwer, Lob für meine Intelligenz oder Leistungen anzunehmen.

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11. Manchmal fühle oder glaube ich, dass der Erfolg in meinem Leben oder meinem Job das Ergebnis irgendeines Fehlers ist.

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12. Ich erledige selten ein Projekt oder eine Aufgabe so gut, wie ich sie gern erledigen würde.

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13. Ich tendiere dazu mich eher an die Fälle zu erinnern, in denen ich unter meinen Möglichkeiten geblieben bin, als an jene, in denen ich gut performt habe.

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14. Ich habe Angst davor, dass für mich wichtige Personen herausfinden könnten, dass ich nicht so kompetent bin, wie es für sie den Eindruck hat.

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15. Manchmal denke ich meine momentane Position oder meinen augenblicklichen Erfolg nur dadurch erreicht zu haben, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort war oder die richtigen Leute kannte.

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16. Wenn ich für eine Leistung gelobt werde, befürchte ich, dass ich den Erwartungen an mich in der Zukunft nicht gerecht werden kann.

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17. Wo immer möglich vermeide ich Beurteilung meiner Leistung durch andere und scheue mich vor deren Bewertung.

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18. Ich kann den Eindruck vermitteln, kompetenter zu sein, als ich es tatsächlich bin.

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19. Ich habe mehrmals einen Test oder eine Aufgabe erfolgreich gelöst, obwohl ich vorher befürchtet hatte, die Aufgabe nicht gut lösen zu können

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20. Ich fühle mich schlecht und bin enttäuscht, wenn ich in Wettbewerbssituationen nicht die/der Beste bin oder mir mindestens eine außergewöhnliche/bemerkenswerte Leistung zugesprochen wird.

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Leistungseinschränkungen durch das Impostor-Syndrom

Menschen, die unter dem Impostor-Syndrom leiden, können in der Folge ihrer Selbstwahrnehmungsstörung also tatsächlich in ihren Leistungen deutlich unter ihren Möglichkeiten bleiben.

Insbesondere lauert die Gefahr immer dann, wenn die Betroffenen mit ihren hohen Ansprüchen an sich und ihre Arbeit wahrnehmen, dass andere sie beurteilen könnten oder ihr Beitrag von anderen erkannt werden könnte. Die Folgen dieser Selbstwahrnehmungsstörung sind dann vielfältig(Hampton & Feller, 2019 sowie Mak, Klatmann, Abbott, 2019):

  • Neigung zu übertriebenen Perfektionismus und Bedürnis nach Kontrolle
  • Überarbeitung, depressive Grundstimmung bis hin zu einer ausprägten Depression/ Burnout
  • Furchtsamkeit, Vermeidung von Situation, die als bedrohlich empfunden werden, Konfliktvermeidung
  • Versagensängste
  • Motivationsschwierigkeiten
  • Beeinträchtigtes Selbstwertgefühl und Selbstzweifel
  • Verminderte Karriere-Ambitionen
  • Limitierende Glaubenssätze, Schuldgefühle
  • Ablehnung von Lob und positiven Leistungsfeedback
  • Vermindertes Zugehörigkeitsgefühl

Wer ist häufig betroffen?

In der psychologischen Fachpresse wurde das Hochstapler-Syndrom bereits 1978 als Auffälligkeit bei erfolgreichen Frauen erwähnt (Clance & Imes,1978), aber schon bald wurde erkannt, dass Impostor keine geschlechtspezifische Erscheinung ist, sondern das Geschlechterverhältnis relativ ausgeglichen ist. Das Impostor-Syndrom tritt zudem Ethnien- und Aufgabengebiet übergreifend auf und ist kulturübergreifend, aber vor allem in westlichen leistungs- und wettbewerbsorientierten Gesellschaften festzustellen (Mak, Kleitmann & Abbott, 2019).

So verwundert es auch kaum, dass das wissenschaftliche Interesse an dem Impostor-Phänomen hoch ist. Für die vergangenen 20 Jahre lassen sich bei Google über 1200 Veröffentlichungen zu dem Thema identifizieren (Mak, Kleitmann & Abot, 2019). Trotz des hohen Interesses gibt es keine offiziellen Zahlen, wie viele Menschen vom Impostor-Phänomen betroffen sind. Doch verschiedene Studien kommen auf Werte zwischen 50 und 70 Prozent aller erfolgreichen Menschen aller Berufsgruppen, insbesondere mit höherer Bildung in hoch professionalisierten Bereichen und akademisierten Branchen. Danach wäre fast jeder Zweite betroffen.

Auslöser und Ursachen

Als Treiber für das Impostor-Syndrom gelten u.a. Situationen, in denen die Betroffenen ein Gefühl ständiger Beurteilung haben, Druck verspüren hoch performant agieren zu müssen sowie bei Aufgaben, bei denen die Wahrscheinlichkeit eines Scheiterns gegeben ist. In einer Leistungsgesellschaft, in der immer alles größer, besser und erfolgreicher sein muss, kann der empfundene Druck dazu führen, dass die angemessene Beurteilung der eigenen Leistung auf der Strecke bleibt.

Negativ wirkt sich dann das Fehlen eines Unterstützungsnetzwerks, z.B. in Form von kollegialer Bestätigung und Unterstützung, oder fehlender Gruppenzugehörigkeit (z.B. Alter, Geschlecht, Überzeugungen etc.) aus, ebenso wie unangemessenes Leistungsfeedback. Häufig stecken hinter dem Syndrom z.B. in diese Richtung gehende negative Kindheitserfahrungen. Das Gefühl zu haben, nur geliebt zu werden, wenn permanent gute Leistungen erzielt werden, kann dazu führen, dass eigene Leistungen nie als wertvoll und gut wahrgenommen werden.

Impostor überwinden

Ein wichtiger Schritt zur Überwindung des Impostor-Syndroms ist für sich selbst anzuerkennen, dass man selbst vom Impostor-Syndrom davon betroffen ist.

Wenn Sie für sich selbst prüfen wollen, inwieweit Sie vom Impostor-Syndrom beeinträchtigt werden, liefert Ihnen der nachfolgende Test hierzu erste Hinweise.

Ein weiteres Hilfsmittel um mit dem Impostor-Syndrom umzugehen ist Coaching. Im Kern geht es im Coaching darum das Impostor- bzw. Hochstabler-Selbstkonzept zu hinterfragen. Welcher gedankliche Prozess führt dazu, dass die eigenen Erfolge nicht anerkannt werden können? Auch eine Betrachtung von Glaubenssätzen ist oft hilfreich. Muss man immer perfekt sein? Kann in einem einzigen Fehler eine hinreichende Begründung dafür liegen, die eigenen Fähigkeiten in ihrer Gesamtheit in Frage zu stellen? Im Coaching kann ein besseres Verhältnis zum Umgang mit Fehlern erarbeitet werden. Ferner kann eine Strategie entwickelt werden, realistischere Anforderungen an sich selbst zustellen.

Sich durch ein neues Bewusstsein gegen Selbstzweifel wappnen

Ziel ist es, sich der negativen und zerstörerischen Gedanken bewusst zu werden und diese zu vermeiden. Sobald ein Bewusstsein geschaffen und die eigenen Ressourcen hinreichend gestärkt sind, fällt es oft leichter, diese Gedanken mit objektiven Gegebenheiten abzugleichen und die Verzerrungen im eigenen Denken zu erkennen. Ressourcenstärken kann z.B. wirken, dass Erfolge vorab visualisiert werden. Stellen Sie sich vor, wie Sie einen gelungenen Auftritt gestalten und Ihnen das Auditorium applaudiert. Versetzen Sie sich in die Lage eines Sportlers, der sich zu Beginn eines Wettkampfs vorstellt, wie er auf dem Siegerpodest steht und den ersten Preis in Empfang nimmt. Wenn Sie dies in sicheren Kontext üben wollen, dann ist Coaching hierfür ein geeigneter Rahmen.

Glauben Sie nicht alles, was Sie über sich denken!

Für ad-hoc auftretende Impostor-bedingte Selbstzweifel kann es hilfreich sein, sich ein Reaktionsmuster zurechtzulegen, das Ihnen hilft zwischen Gefühlen und Fakten zu unterscheiden. Wenn die negativen Selbst-Dialoge starten, könnte eine Distanzierung von den eigenen Gefühlen dadurch gelingen, dass Sie von sich selbst in der dritten Personen denken. Statt sich selbst zu fragen „Warum habe ich das getan?“ können Sie stattdessen fragen „Warum haben sie es so getan?“ Der Nutzen diesen Vorgehens liegt darin, eine objektivere Perspektive hinsichtlich der Situation, Gedanken und Gefühle einzunehmen. Nur weil Sie sich selbst einreden wollen, Sie sein dumm oder ein Hochstapler, heißt dies nicht, dass es auch der Wahrheit entspricht. Dieses Vorgehen zu üben kann ebenfalls im Rahmen eines Coachings erfolgen.

Machen Sie sich Ihre Stärken bewusst!

Ebenfalls hilfreich ist es, wenn Sie sich Ihrer Persönlichkeit und Stärken bewusst werden. Mit dem LINC-Persönlichkeits-Profil bietet ich Ihnen wissenschaftlich abgesichertes Instrument der Psychologie, dass Ihnen neben den Leitmotiven und Kerncharakter-Eigenschaften Ihrer Persönlichkeit auch einen guten Überblick über Ihre Kernkompetenzen gibt. So haben Sie quasi „schwarz auf weis“, was für ein toller Mensch Sie sind! Ferner unterstützen Sie Ihnen die Erkenntnisse aus dem LINC-Profil an sich zu arbeiten und für sich eine Umgebung zu finden, in der Sie sich wohlfühlen und sicher bewegen können.

Mit Imposter einher geht ein Hang zum Perfektionismus. Im Coaching können Sie für sich Techniken erproben, die es Ihnen ermöglichen, Perfektionismus-Gewohnheiten zu überwinden. Erlauben Sie sich zudem regelmäßige Pausen und machen Sie sich Entspannungstechniken vertraut.

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Genutzte Quellen:
  • Bernard, N., Dollinger, S., Ramaniah, N (2010). Applying the Big Five Personality Factors to the Impostor Phenomenon. Journal of Personality Assessment, 78:2. 321-333.
    Clance, P.R. (1985). The Impostor Phenomenon:  When Success Makes You Feel Like A Fake (20-22)
  • Hampton, C., Feller, E. (2019). Impostor Sysndrome and Medicine: Talented people believing “I am a fraud”, Rhode Island Medical Journal, 7f.
  • Mak, K., Kleitman, S., Abbott, M. (2019). Impostor Phenomenon Measurement Scales: A Systematic Review. Frontiers in Psychology, 671.
  • Matthews G., Clance P. R. (1985). Treatment of the impostor phenomenon in psychotherapy clients. Psychotherapy Private Pract. 3, 71–81., DOI 10.1300/J294v03n01_09.
  • Pauline R. Clance, Suzanne A. Imes: The impostor phenomenon in high achieving women. Dynamics and therapeutic intervention. In: Psychotherapy. Theory, Research, and Practice. 1978.
  • https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/impostor-syndrom-wie-man-das-hochstapler-gefuehl-los-wird-17664444.html?premium.
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Hochstapler-Syndrom.
  • WirtschaftsWoche: „Tiefstapler sind ganz hervorragende Führungskräfte“ (2021). https://www.wiwo.de/erfolg/beruf/karriere-tiefstapler-sind-ganz-hervorragende-fuehrungskraefte/26932884.html.
  • Impostor Syndrome: Facing Fears of Inadequacy and Self-Doubt. https://www.mindtools.com/pages/article/overcoming-impostor-syndrome.htm